Für das Frühjahr 2012 war eine Ausstellung unter dem Arbeitstitel "Die Anfänge der Germanistik" geplant. Sie sollte zunächst in der Martinusbibliothek gezeigt werden, anschließend auch in Landau und Trier. Mit dem vorläufigen Abschluss des Projekts nach dem Unfalltod von Christoph Gerhardt im Dezember 2010 ist auch das Ausstellungsvorhaben zunächst nicht weiter verfolgt worden. Wir dokumentieren im folgenden das Konzept, das von den Studierenden im Projekt unter Anleitung von Christoph Gerhardt erarbeitet worden ist.
Konzept für eine Ausstellung über "Die Anfänge der Germanistik"
Exponate sind wegweisende Editionen und bedeutende germanistische Schriften aus der Entstehungszeit der Germanistik als Wissenschaft sein, die in der Sammlung Fritz Schlossers vorhanden sind.
Auf Stelltafeln werden die Ausstellungsstücke in ihren historischen Kontext eingeordnet und besonders im Hinblick auf ihre Bedeutung für die Entwicklung der Germanistik als Wissenschaft hervorgehoben.
Die Ausstellung gliedert sich — nach der einleitenden Vorstellung der Person des Sammlers Fritz Schlosser — in drei große Themenkomplexe:
1. Womit beschäftigt sich die frühe Germanistik?
Das Interesse der frühen Germanistik galt vor allem der älteren deutschen Sprache und Literatur, darüber hinaus aber auch allen germanischen Sprachen und Literaturen, also z. B. auch dem Gotischen, den nordischen Sprachen und dem Altenglischen. Auch die Inhalte waren breit gefächert: Man beschäftigte sich nicht nur mit Sprache und Literatur, sondern auch mit germanischer Mythologie, Rechtsgeschichte, Volkskunde und anderem, was in der heutigen Germanistik eine eher untergeordnete Rolle spielt oder in anderen Fächern behandelt wird. Ein Beispiel dafür ist das vielseitige Schaffen der Brüder Grimm, das deswegen hier besonders vorgestellt wird.
2. Was ist eine wissenschaftliche Textausgabe?
Der zweite Themenkomplex beschäftigt sich mit der Entwicklung der Editionstechnik der frühen Germanistik. Dabei soll ein anschaulicher Einblick in die Fragestellungen der Textkritik und des Editionswesens gegeben werden: Wie sind mittelhochdeutsche Texte überliefert? Warum braucht man wissenschaftliche Textausgaben? Welche verschiedenen Editionsprinzipien gibt es und welchen Zwecken dienen sie? Themen dieses Komplexes sind die Fragmentüberlieferung und ihre editorische Auswertung, die Ausgaben Karl Lachmanns und die Problematik verschiedener Textfassungen bzw. Redaktionen am Beispiel des Nibelungenliedes.
3. Welche Literaturstoffe stehen im Mittelpunkt der frühen Germanistik?
Den dritten Themenkomplex bilden die zentralen Literaturstoffe und -Gattungen der frühen Germanistik. Beispiele sind die Nibelungensage, der Minnesang, daneben auch nichtdeutsche Stoffe (Edda, Beowulf, Thidrekssaga). Dabei werden auch niederdeutsche und mittelniederländische Texte berücksichtigt.
Christian Griesinger, 20.01.2011